Hier noch einiges Übungsaufgaben, die jeder für sich lösen kannHinweis.
Mengen sind ein Spezialfall von Sequenzen, bei denen jedes Element höchstens einmal vorkommen darf und die Reihenfolge der Elemente egal ist (wenn man auf Gleichheit o.ä. prüfen will).
Die reflexive, transitive Hülle $$ \rightarrow ^{\star} $$ über einer Menge $$\mathbf{G}$$ und einer Relation $$ \rightarrow : \mathbf{G} \times \mathbf{G} \rightarrow \mathbf{G}, \left( a, b \right) \mapsto a \rightarrow b $$ (gelesen: “a zeigt zu b”) ist folgendermaßen definiert´:
$$ \\\\
\forall a, b \in \mathbf{G}:\\
\begin{array}{lcl}
a \rightarrow ^ 0 b & :\Leftrightarrow & \begin{cases}
true & \text{ : } a = b \\
false & \text{ : } a \not = b
\end{cases} \\\\
a \rightarrow ^ 1 b & : \Leftrightarrow & a \rightarrow b \\\\
a \rightarrow ^{n+1} b & : \Leftrightarrow & \exists x \in \mathbf{G}: a \rightarrow ^{n} x \land x \rightarrow b\\
\\
\\
a \rightarrow ^ {\star} b & : \Leftrightarrow & \exists n \in \mathbb{N}: a \rightarrow ^ n b
\end{array}
$$
Wir können diese Konstruktion auch in FJava nachvollziehen, wenn wir die Relation in einer Adjanzentliste speichern, d.h. gilt:
$$
\mathbf{ G = \left \{ a, b, c, d, e \right \} }
$$
und
$$
\mathbf{
a \rightarrow b, a \rightarrow c, a \rightarrow d, b \rightarrow c, b \rightarrow d,
c \rightarrow a, d \rightarrow b, d \rightarrow e }
$$
so speichern wir das als:
$$\mathbf{seq := \left[\left[a, b, c, d \right], \left[b, c, d \right], \left[c, a \right], \left[d, b, e \right], \left[ e \right] \right]}$$
Sprich: Jedes Element kommt genau einmal als erstes Element in einer Untersequenz vor und der Rest der jeweiligen Untersequenz gibt die Elemente an, auf die das erste Element “zeigt”.
Dann können wir aus $$\mathbf{seq}$$ sowohl $$\mathbf{G}$$, als auch $$\rightarrow$$ bestimmen, da diese durch die Adjazenzliste eindeutig festgelegt sind.
Außerdem können wir getNeighbors benutzen um aus solch einer Sequenz, alle Elemente zu finden, auf die ein bestimmes zeigt.
Im Folgenden sei mit neighborSeq immer die Adjazenzliste von $$ \rightarrow $$ bezeichnet.
In dem Beispiel von oben: getNeighbors( seq, “a” ) = [ “b”, “c”, “d” ].
Tags: Add new tag, Aufgaben, FJava, Mengen, Sequenzen, Transitive Hülle
Das Merkblatt zu FJava sollte sich ja jeder ausdrucken und unters Kopfkissen legen und möglichst auch verstehen, aber ich möchte heute die Aufmerksamkeit auf die Sektion “Hilfsfunktionen” lenken.
Es werden zwei überaus nützliche Funktionen besprochen: ensure() und debug(), die außerdem für zwei klassische Hilfsmittel beim Programmieren stehen´.
debug kann man dazu verwenden um während der Ausführung etwas auszugeben. Der Name stammt vom Englischen to debug und wird in der Informatik verwendet um den Prozess der Fehlersuche und –korrektur in einem Computerprogramm, das nicht so läuft wie es soll, zu bezeichnen.
Die Ausgabe von Hilfsinformationen während das Programm läuft ist zugleich die älteste und die universellste Art Fehler zu suchen und den Ablauf des Programmes zu verfolgen. Praktisch alle Programmiersprachen und Systeme unterstützen eine Ausgabe von Daten zum Debuggen und der Programmierer ist frei in der Art und Weise, wann und wo er solche zusätzlichen Ausgaben hinzufügt.
Später im Verlauf der Vorlesung werden wir sicher noch weitere und mächtigere Mittel kennenlernen, die einem die Fehlersuche erleichtern, aber diese Mittel sind dann im Allgemeinen spezieller und aufwändiger.
Im Merkblatt wird im Beispiel kurz darauf eingegangen, wie man auch Variablen ausgibt, aber man kann auch beliebigen Ausrücken ausgeben.
debug( seq ); debug( "seq: " + seq ); debug( "first(seq): " + first(seq) );
Falls der Code nicht so funktioniert, wie er soll, und man die Ursache durch Lesen des Codes findet, kann man einfach in die Funktion ein paar debug()-Aufrufe einstreuen und sich dann beim Ablauf anschauen, wie sich die Werte verändern – dies ist besonders bei rekursiven Funktionen nützlich.
ensure ist ein anderes sehr mächtiges Werkzeug, das von der Idee auch bei der Programmverifikation eingesetzt wird. In den meisten Programmiersprachen wird die Anweisung mit assert bezeichnet, aber ensure ist vom Sinn genauso verständlich. ensure stellt sicher, dass eine Bedingung zur Laufzeit gilt, ansonsten wird eine Fehlermeldung ausgegeben.
Man kann ensure benutzen um einerseits seinen Code gegen “falsche” Aufrufe zu sichern, als Beispiel:
int sub(int a, int b) { ensure( b >= 0 ); if( b == 0 ) { return a; } else { return sub(a, b - 1) - 1; } }Ohne ensure könnte man sub(1, -1) aufrufen und das Programm würde in einer Endlosrekursion abstürzen ohne das man eine Ahnung hat wieso – in diesem Beispiel ist es noch einfach, aber spätestens bei größeren Funktionen, die sich gegenseitig aufrufen, kann’s unangenehm werden.
Man kann hier ensure benutzen um seinen Code gegen Missstände von außen abzusichern und gleichzeitig um deutlich zu machen, unter welchen Bedingungen man erwarten kann, dass die Funktion funktioniert
Ein Vorteil von ensure gegenüber einfachen Kommentaren im Quellcode ist, dass ensure eine Anweisung ist, die auch ausgeführt wird und deswegen auch immer aktuell ist – im Gegensatz zu Kommentaren, die schon mal veraltet sein können..
Auch bei ensure kann man wieder eine Fehlermeldung ausgeben, die man selbst wählen kann – mit den gleichen Mittel wie bei debug:
ensure( !isEmpty( seq ), "Sequenz darf nicht leer sein!" ); ensure( i > 5, "i > " + i ); ensure( first(seq) > 0, "first(seq): " + first(seq) + " > 0" );Man kann aber auch nur die Bedingung in ensure beschreiben und den Text weglassen:
ensure( true ); ensure( i > 0); ensure( first(seq) > 0 );Noch ein Beispiel zur “Programmverifikation”:
int sub(int a, int b) { ensure( b >= 0 ); if( b == 0 ) { return a; } else { final int result = sub(a, b - 1) - 1; ensure( result == a - b ); return result; } }Damit kann man bei jedem Aufruf sicherstellen, dass sub auch wirklich subtrahiert. Das ist natürlich kein Beweis für die Korrektheit der Funktion oder auch nur richtige Programmverifikation, aber es reicht auf jeden Fall aus um auch bei komplizierteren Funktionen zu testen, ob die Funktion sich in den Testfällen verhält, wie erwartet – weiterführend in dieser Richtung ist der Ansatz Design by Contract, bei dem bei jeder Funktion genau die Vor- und Nachbedingungen festgelegt werden (siehe oben die ensure-Bedingungen bei sub).
Also…
debug ist nützlich, wenn man das Programm besser verstehen will und/oder die Fehlerstelle einkreisen will. ensure kann man beim Entwickeln und allgemein nutzen um sicherzustellen, dass bestimmte Bedingungen zur Laufzeit erfüllt sind.
Die beiden Konzepte sind nicht orthogonal zu einander, aber man zumindest sagen, dass debug eher verwendet wird, wenn man Fehler sucht und zusätzliche Informationen braucht (also beim Testen und Debuggen) und ensure schon beim Schreiben des Codes eingesetzt wird um die Absichten des Autors einerseits und Beschränkungen des Codes andererseits deutlicher zu kennzeichnen.Wie immer sind Kommentare und Feedback erwünscht
Grüße,
AndreasTags: assert, debug, debugging, design by contract, self-documenting code
22 Nov 08 Kontext-freie Grammatiken
Ein paar Worte zu Beginn..
Beim Korrigieren der Hausaufgaben ist mir aufgefallen, dass möglicherweise das Konzept der (kontext-freien) Grammatiken noch nicht zur Ganzheit verstanden wurde, bzw. die Ausdrucksmöglichkeiten noch nicht vollständig erfasst wurden. Natürlich gehört auch Übung und auch ein gewisses Maß an Intuition dazu um “gute” Grammatiken zu schreiben, aber im Folgenden möchte ich versuchen ein paar Hinweise und Tipps zu geben´.
Zuerst möchte ich kurz auf das Konzept von Heuristiken im Software Engineering und in der Informatik allgemein eingehen´:
Heuristiken sind eine Verallgemeinerung von Algorithmen, dadurch gekennzeichnet, dass sie nicht so exakt und präzise formuliert sein müssen wie diese und auch nicht unbedingt immer funktionieren.
Heuristiken sind also “$$\pi$$ mal Daumen”-Ansätze und Regeln um oft gute Lösungen für ein Problem oder ähnliches zu finden, aber auch gleichzeitig Kompromisse.Grammatiken
Betrachten wir nun ein paar “gute” Grammatiken und versuchen daraus Heuristiken abzuleiten.
Als erstes hätten wir die Grammatik aus der Hausaufgabe vom 2. Übungsblatt:
<bool_expr> ::= <bool_term> { “||” <bool_term> }*
<bool_term> ::= <bool_not> { “&&” <bool_not> }*
<bool_not> ::= [ ‘!’ ] <bool_factor>
<bool_factor> ::= <bool_const> | <bool_var> | ‘(‘ <bool_expr> ‘)’
<bool_const> ::= “true” | “false”
<bool_var> ::= ‘X’ | ‘Y’ | ‘Z’Schon aus dieser Grammatik kann man ein paar Beobachtungen herleiten, die einem helfen zu bestimmen, ob eine Grammatik “gut” ist oder nicht:
Die Eindeutigkeit ist besonders wichtig, wenn wir daran denken, für wen solche Grammatiken gemeinhin gedacht sind: Computer/-programme. Programme oder Unterprogramme, die aus einem Ausdruck einen Ableitungsbaum konstruieren, heißen übrigens Parser´.
Eindeutigkeit ist also sicherlich eine Eigenschaft, die wünschenswert ist, wenn wir versuchen einen Ableitungsbaum zu erstellen. Erstellen wir einen Ableitungsbaum müssen wir ja rückwärts vorgehen und versuchen aus den einzelnen Grundelementen, die wir zur Verfügung haben, die Regeln abzuleiten, aus denen sie erzeugt wurden, und aus diesen dann ihre “Elternregeln”, usw. bis wir die Startregel erreichen.
Wie stellt man nun Eindeutigkeit sicher?
Wir können festlegen:
Zwei fortgeschrittene, verschiedene Ketten von Regelersetzungen (denn Grammatiken definieren ja nichts anderes als Termersetzungen, bei denen auf der rechten Seite immer nur genau ein Nicht-Terminal steht) enden in verschiedenen Wörtern der formalen Sprache (wenn sie überhaupt terminieren)´.
Oder anders gesagt:
Jedes Wort der formalen Sprache besitzt genau einen Ableitungsbaum (Äquivalenz durch Kontraposition).
Die Idee hier ist, dass man Grammatiken nicht nur benutzen kann, um aus vorgegebenen Ausdrücken Ableitungsbäume o.ä. zu konstruieren, sondern auch um neue Ausdrücke zu bauen (wieder analog zu den Konzepten von Termersetzungen, Grundtermen und Normalformen – Quizfrage: was sind hier die Analogien zu Grundformen und Normalformen?).
Als Beispiel (mit der Grammatik aus der Hausaufgabe):
<bool_expr> –> <bool_term> || <bool_term> –> <bool_not> || <bool_term> –> <bool_factor> || <bool_term> –> … –> X | Y
Aber zurück zum Thema: was ist nicht eindeutig?
Betrachten wir:
<startRegel> ::= <regelA> “||” <regelA> | <regelB> “||” <regelB>
.
.
.
Über diese Grammatik können wir keine Aussage bzgl. der Eindeutigkeit machen!
Der Fall, der uns interessiert ist folgender (als Beispiel):
<startRegel> ::= <regelA> | <regelB>
<regelA> ::= <regelC> “||” <regelC>
<regelB> ::= <regelC> “||” <regelC>
Man sieht leicht, dass wir es hier mit einer nicht eindeutigen Grammatik zu tun haben.
Aber genauso wenig eindeutig ist:
<startRegel> ::= <regelA> | <regelB>
<regelA> ::= <regelC> {“||” <regelC>} *
<regelB> ::= <regelC> {“||” <regelC>} +
Oder:
<regelA> ::= <regelA> + <regelA> | <regelA> − <regelA> | <regelA>
(Wieso?)
Worauf ich hinaus will: man kann wohl beliebig komplizierte/nicht-triviale Grammatiken bauen, die nicht eindeutig sind.
Wir kommen also mit dieser Eigenschaft nicht wirklich weiter, außer dass wir sagen können, dass sie wünschenswert ist. Als Heuristik ist sie aber insgesamt tauglich, weil wir sagen können, dass die Eindeutigkeit das große Ziel ist, wonach wir streben, wenn wir Grammatiken schreiben (mit den richtigen Techniken/Vorgehensweisen folgt sie aber fast automatisch).
Das heißt:
Es ist also gut zu versuchen, die Grammatik nicht mehrdeutig werden zu lassen, denn wenn man versucht eindeutige Grammatiken zu schreiben, erhält man automatisch auch einfache/knappe Grammatiken, was auf jeden Fall gut ist.
Betrachten wir also nun die 2. Eigenschaft: “Jeder Operator kommt nur einmal vor in der Grammatik vor.”
Die Beobachtung hierbei ist, dass es sinnvoll ist, jeden Operator nur einmal in einer Regel zu beschreiben, denn dann ist klar, dass zumindest dieser Operator eindeutig durch genau eine Regel gematcht (oder von ihr erzeugt) werden kann.
Wir können diese Beobachtung noch allgemeiner fassen, wenn wir uns kurz von dem Beispiel der booleschen Ausdrücke entfernen.
<ifexpr> ::= “if(” <cond> “)” <cmdblock> { “else” <cmdblock> }
<cmdblock> ::= <ifOrCmd> | [ ‘{‘ <ifOrCmd> {<ifOrCmd>}* ‘}’ ]
<ifOrCmd> ::= <command> | <ifexpr>
Hier haben wir es nicht mehr wirklich mit Operatoren zu tun, dafür aber mit if-Anweisungen. Man kann aber auch hier etwas feststellen:
jede Regel behandelt genau ein semantisches Konzept´.
Die Bezeichnung “semantisches Konzept” versucht auszudrücken, dass es sich um ein abstraktes Konzept handelt, das Teil der Sprache ist, und dass wir die Konzepte nach ihrer Semantik, also ihrer Bedeutung, unterscheiden.
Diese Feinheit ist insbesondere dann wichtig, wenn wir Sprachen betrachten, bei denen verschiedene Konzepte mit unterschiedlicher Bedeutung die gleiche Syntax haben.
Das ist jetzt nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern es gibt sogar sehr viele Programmiersprachen, bei denen diese Unterscheidung wichtig ist. Als Beispiel sei hier nur Visual Basic angegeben.
In Visual Basic wird Variablen mit = ein Wert zugewiesen, andererseits wird in Bedingungen auch mit = überprüft, ob zwei Variablen den gleichen Wert haben. Natürlich ist es dann auch wahrscheinlich, dass es Probleme mit der Eindeutigkeit gibt; diese werden aber durch geschickte Wahl der Regeln oder Kontextbedingungen (siehe Vorlesung) umgangen.
Als Gegenbeispiel, dass diese Eigenschaft nicht immer erfüllt ist, betrachten wir dazu einmal einen Ausschnitt der Sprache Java aus den offiziellen Spezifikationen:
IfThenStatement:
if ( Expression ) StatementIfThenElseStatement:
if ( Expression ) StatementNoShortIf else StatementIfThenElseStatementNoShortIf:
if ( Expression ) StatementNoShortIf else StatementNoShortIfExpression:
“ein boolescher Ausdruck”Statement:
“eine beliebige weitere Anweisung (auch IfThenStatement und IfThenElseStatement)”StatementNoShortIf:
“eine beliebige weitere Anweisung (aber nur IfThenElseStatementNoShortIf und nicht IfThenStatement oder IfThenElseStatement)”
Ohne weiter auf den tieferliegenden Grund einzugehen (näheres dazu findet sich in den Spezifikationen) kann man aber feststellen, dass hier ein semantisches Konzept – die if-else-Anweisung – in mehr als einer Regel behandelt wird. D.h. die Beobachtung über die semantischen Konzepte ist auch höchstens eine Heuristik um eine gute Grammatik zu konstruieren und man muss auch daran denken, dass die Unterteilung nicht immer ganz klar ist.
Als Beleg dafür, dass sie trotzdem eine sehr nützliche Heuristik ist, sei auf die Übung 3 im 2. Übungsblatt verwiesen:
<table> ::= “<table” {<border>} “>” <headerRow> {<rows>}* “</table>”
<border> ::= “border=\”” <number> “\””
<headerRow> ::= “<tr>” {<headerData>}* “</tr>”
<headerData> ::= “<th>” <data> “</th>”
<rows> ::= “<tr>” {<rowData>}* “</tr>”
<rowData> ::= “<td>” <data> “</td>”
<data> ::= <table> | <number> | <text>
<number> ::= [ <ziffer> {<ziffer> | ‘0’}* ] | ‘0’
<ziffer> ::= ‘1’ | ‘2’ | ‘3’ | ‘4’ | ‘5’ | ‘6’ | ‘7’ | ‘8’ | ‘9’
<text> ::= {‘a’ | ‘b’ | ‘c’ | … | ‘z’ | ‘A’ | ‘B’ | … | ‘Z’}+
Aus den bisher angegebenen Grammatiken kann man auch noch zwei weitere wichtige Heuristiken herleiten. Vorher schauen wir uns aber zuerst noch die 3. Eigenschaft vom Anfang an: “Die Struktur der Grammatik ist einfach (sequentiell) und ähnelt dem Schema des Operatorvorrang.”
Beide Teilaussagen der Eigenschaft werden hoffentlich klar(er), wenn man folgende Hierarchie anschaut:
Erinnern wir uns jetzt, dass bei der Aufgabe folgender Operatorvorrang gelten soll (vom schwächeren zum stärker bindenden Operator hin):
Dann ist klar, dass Operatorvorrang und Regelhierarchie übereinstimmen und dies ist auch allgemein so:
Damit kann man schon recht leicht “nach Schema F” beliebige Rechenstrukturen mit beliebigen Operatorpräzedenzen/-vorrang abarbeiten und in eine Grammatik umwandeln, es stellt sich nur die Frage, wie es bei anderen Sprachkonstrukten aussieht.
Auf jeden Fall können wir noch ein anderes Ergebnis zusammenfassen, das bisher in allen Lösungen und Beispiele sichtbar war und auch so in der 3. Eigenschaft formuliert ist:
Es ist also sinnvoll, dass wir immer versuchen, die Regeln so einfach wie möglich zu formulieren, weil dies bei den Sprachen, die man normalerweise behandelt auch möglich ist. (Entweder das, oder es gibt gar keine Darstellung der Sprache als kontext-freie Grammatik – siehe dazu die Aufgabe 4 des 2. Übungsblattes mit der Frage, ob es eine BNF-Beschreibung der Sprache $$a^nb^nc^n$$ gibt.)
Insbesondere gibt uns das auch noch einen Hinweis, wie weit man die semantischen Konzepte versucht zu vereinfachen und zwar: so weit wie möglich. D.h. lieber mehr einfach strukturierte Regeln als eine äußerst komplexe.
Als letztes noch die 4. Beobachtung: “Die geforderte Rekursion tritt nur an einer Stelle auf.”. Aus den Beispielen kann man sehen, dass die Rekursion meistens erst sehr weit “unten” in der Hierarchie auftritt.
Dadurch, dass man die Rekursion möglichst weit nach unten “drückt”, also in die Richtung der Grundterme hin, kann man leicht sicherstellen, dass die Rekursion möglichst allgemein gilt und gleichzeitig erübrigt sich dadurch eine weitere Behandlung der gleichen Rekursion in der Hierarchie darüber.
In der Vorlesung wurde auch noch erwähnt, dass sich kontext-freie Grammatiken besonders zur Darstellung von Klammerstrukturen eignen, indem man rekursive Regeln aufstellt. Die Grammatiken der Tabellen und auch die geklammerten booleschen Ausdrücke oben sind gute Beispiele dafür und auch für das “Herunterdrücken” des Rekursionsfalles.
Hierzu noch ein kleines Beispiel für eine Grammatik, die alle gültigen Datensorten in FJava beschreibt:
<BasisTyp> ::= “int” | “float” | …
<WrapperTyp> ::= “Integer” | “Float” | …
<SequenzTyp> ::= “Seq” “<” <ObjektTyp> “>”<ObjektTyp> ::= <WrapperTyp> | <SequenzTyp>
<Typ> ::= <BasisTyp> | <ObjektTyp>
Wir fassen also zusammen:
Damit haben wir fünf Heuristiken kennengelernt, die einem helfen können, bessere Grammatiken zu schreiben:
Zum Abschluss noch zwei zusätzliche Tipps, um sicherer im Umgang mit kontext-freien Grammatiken zu werden:
Falls es noch Fragen gibt oder Feedback, dann schreibt mir eine Email oder nutzt die Kommentarfunktion ´
Tags: BNF, Grammatik, Heuristik, Java
Bei der Korrektur der Hausaufgaben ist mir aufgefallen, dass viele $$\Leftrightarrow$$ statt $$\equiv$$ benutzen, wenn sie die logische Terme umformen. Die Musterlösungen verwenden immer $$\equiv$$, wie vielleicht aufgefallen ist, und ich habe das Verwenden von $$\Leftrightarrow$$ in der letzten Hausaufgabe auch immer angestrichen (aber keine Punkte abgezogen).
Deshalb ist es sinnvoll, einen kleinen Überblick zu geben, für den in der Übung heute keine Zeit war:
Wenn wir mit algebraischen Gleichungen der Form
$$ x^2 = 9 $$
arbeiten, benutzen wir $$\Leftrightarrow$$ um auszudrücken, dass bestimmte Gleichungen äquivalent sind, also unter den bekannten Umformungen semantisch gleich sind (u.a. für die Variable $$x$$). Als Beispiel:
$$\left.\begin{array}{cc}
& x^2 = 9 \\
\Leftrightarrow & \left|x \right| = 3 \end{array}\right.$$
Während also $$+$$, $$-$$, $$*$$, etc. Operatoren sind auf die wir Umformungen anwenden, benutzen wir $$\Leftrightarrow$$, aber auch die anderen logischen Operatoren, als Metaoperatoren (meta: griech. ‘über’) um über die Gleichungen Aussagen zu machen (also dass sie äquivalent sind zum Beispiel).
Ein anderer Metaoperator wäre zum Beispiel $$\Rightarrow$$ bei algebraischen Gleichungen:
$$\left.\begin{array}{cc}
& x = 3 \\
\Rightarrow& x^2 = 9 \end{array}\right.$$
In der Aussagen- und Prädikatenlogik operieren wir aber auf Aussage (bzw. Aussageformen) und dieses Mal sind die Metaoperatoren oben unsere Operatoren ($$\Leftrightarrow$$, $$\Rightarrow$$, etc.), d.h. wir brauchen andere Metaoperatoren um über die Aussagenlogik diskutieren zu können. $$\equiv$$ ist ein solcher Metaoperator, $$\not \equiv$$ auch und $$\models$$ ein anderer, den wir vielleicht später kennen lernen werden.
Wir benutzen $$\equiv$$ um etwas über die Gleichheit von Ausdrücken/Gleichungen der Aussagenlogik zu sagen.
$$\left.\begin{array}{ccccc}
& x^2 = 9 & & & \lnot a \Leftrightarrow \lnot b \\
\Leftrightarrow & \left|x \right| = 3 & \;\;\;\;\;\;\;\;\;\; & \equiv & a \Leftrightarrow b \end{array}\right.$$
In dieser Gegenüberstellung sieht man, wie $$\Leftrightarrow$$ rechts als normaler Operator auftritt und $$\equiv$$ als Metaoperator benutzt wird.
Tags: Äquivalenz, Metaoperatoren, Operatoren
Hallo,
anbei die Lösung für die Teilaufgabe d). Die Teilaufgabe c) ergibt ist nur eine Vereinfachung davon. Die Idee für die c) kann man leicht sehen, wenn man die Lösung auf einer der leeren Karten laufen lässt. Aber bevor Ihr es laufen lasst, versucht selbst daraufzukommen.
BTW was ich jetzt noch gehört habe, ist die Aufgabe, die letzte ihrer Art für’s erste, deswegen ist es auch nicht so schlimm, das wir nicht wirklich damit durch gekommen sind. Aber es lohnt sich trotzdem noch ein wenig damit herumzuspielen um besser mit if-else-Konstrukten vertraut zu werden.
Grüße,
Andreas
Tags: Übungsblatt 4
Dieser Blog ist als Auffanglager für Interessantes und Zusätzliches und auch Weiterführendes (falls ich Zeit finde) zu der Tutorübung gedacht, die ich am Freitag halte.
Kommentare und Diskussionen sind immer erwünscht, und falls nötig, werde ich auch noch zusätzliche Plugins installieren um ein besseres Diskutieren zu ermöglichen.
Grüße,
Andreas